Man spricht gerne vom Erwachen. Aber was ist damit eigentlich gemeint?
Zunächst mal muss ich mich fragen: Wer soll erwachen? Diese Frage kann sich jeder Mensch stellen. Und jeder Mensch kann antworten: Ich soll erwachen. Es kann einem dabei auffallen, dass jeder Mensch, egal wie verschieden er sonst von allen anderen sein man, zur genau selben Antwort kommt: Ich soll erwachen. Das Subjekt der Aussage ist immer das gleiche: Ich. Es scheint hier zumindest rein formal keine Differenzierungen zu geben: jeder Mensch bezeichnet sich selbst als Ich, ohne sich dadurch in seiner individuellen Freiheit eingeengt zu fühlen. Jeder hat zwar eine ganz andere Vorstellung davon, wer dieses Ich eigentlich sei, das Wort jedoch ist dasselbe und niemand stört sich daran. Nur wenn einer sich ganz besonders wichtig nimmt, kann er in Versuchung geraten, in der dritten Person von sich selbst zu sprechen. Aber bei erwachsenen Menschen wird das immer seltener zu beobachten sein. Die Meisten begnügen sich mit dem Ich, das sie als Pronomen mit allen Menschen teilen müssen. Es scheint also, das etwas in allen Menschen erwachen soll, was alle Menschen gemeinsam haben: das Ich eben. Da dieses Ich von allen Menschen als ihre ureigenste Person empfunden wird, wäre es vielleicht treffender, diesem Pronomen einen weiblichen oder einen männlichen Artikel, statt des sächlichen zu geben: der Ich oder die Ich. Man könnte also sagen: der Ich - genauso wie man sagt: der Mensch. Oder: die Ich-Wesenheit. Durch den Gebrauch des sächlichen Pronomens entsteht nämlich der Eindruck, dass das uns-alle-vereinende Ich etwas sei, das keine Anzeichen von Persönlichkeit an sich trage, also eine Art neutraler Hintergrund, auf dem wir alle frei unsere Persönlichkeiten entwickeln können. Diese letztere Meinung findet man in der Philosophie, in der Wissenschaft und sogar in der Religion vielfach vertreten. Es wäre heutzutage für viele Menschen ein geradezu unerträglicher Gedanken, wenn jene Wesenhaftigkeit des Ich, die uns alle erst zu Menschen macht, selbst mit Persönlichkeit begabt wäre. Hingegen war es in früheren Zeiten noch eine natürliche Reaktion gewesen, sich jedes höheres Wesen mit persönlichen Eigenschaften vorzustellen. Je mehr der Mensch sich aber mit Hilfe seines Verstandes aus den natürlichen Lebensbedingungen emanzipierte, desto stärker wurde in ihm auch der Drang, sich den Hintergrund der Welt, in der wir uns alle entwickeln, unpersönlich vorzustellen. Ich soll also erwachen. Um das sagen zu können, muss ich ja schon ein wenig wach, zumindest aus dem Schlaf aufgewacht. Es kann aber schon im Traum geschehen, dass der Mensch sich bewusst wird: Ich will aufwachen. Er muss dazu dann normalerweise die Augen öffnen. Verallgemeinert: er muss seine physischen Sinne aktivieren. Sobald er seine Umwelt mit den physischen Sinne wahrnimmt, wacht er auf. Wer wacht auf? Ich wache auf. Und wo ist der Unterschied zwischen dem vorigen Traum- oder Schlafzustand und dem jetzigen Wachzustand? Im Wachzustand stellt sich mir eine Welt entgegen, die ich nicht bin. Hingegen lebte ich im Traumzustand noch so sehr in mir selbst, dass ich weder meinen eigenen Leib noch andere Gegenstände als von mir unabhängige Wirklichkeiten wahrnehmen konnte. Im Traum stieß sich eine undefinierbare Empfindung meiner Leiblichkeit an Vorstellungen, die nur eine schwache Autonomie vorweisen können. Es ist im Traum leicht feststellbar, wie stark alle Vorstellungen von mir selbst abhängen, auch wenn sie eine gewisse Unabhängigkeit zu zeigen scheinen, die ja das Träumen erst interessant macht. Dass die Traumbilder sich nach scheinbar eigenen Regeln verwandeln, und dabei trotzdem nicht unsere seelische Innerlichkeit verlassen, macht das Träumen bei den Menschen so beliebt. Der Mensch lebt im Traum in einem intimen Selbstbewusstsein, das zwar schwach ist, aber ihn deshalb auch nicht zwingt, sich mit der Welt in ihrer Eigenschaft eines Nicht-Ichs zu konfrontieren. Hingegen ist er im Schlaf so tief in sein Ich eingesunken, dass er weder von diesem noch von der Welt ein Bewusstsein hat. Die Vorstellung, dass das Ich ein unpersönlicher Weltenhintergrund sei, kommt also nicht nur aus dem abstrakten Denken, sondern auch aus der bewusstlosen Schlaferfahrung. Wenn ich aber nun mal aufgewacht bin, weil ich die physischen Sinne meines Leibes benutze, dann bin ich auf der Ebene des Gegenstandsbewusstsein. Die Welt stellt sich mir als undurchdringliches Nicht-Ich entgegen. Dadurch stabilisieren sich sowohl mein Ich-Bewusstsein als auch meine Vorstellungen von der Welt. Ich erlebe intensiv, dass mein Ich nicht identisch mit der Welt ist, und werde mir deshalb erst bewusst, ein Ich zu sein. Weil ich für das Erleben des Gegenstandsbewusstsein jedoch einen physischen Leib benutzen muss, verbindet sich mein Ich-Bewusstsein zunächst untrennbar mit diesem. Diese Verschmelzung reicht so weit, dass ich anfänglich mein Ich mit jenem Leib identifiziere. Es fällt mir zunächst gar nicht auf, dass jener Leib ebenso ein Teil der Welt, also des Nicht-Ich, ist. Ich erlebe mich selbst als Gegenstand unter Gegenständen, und nenne diese Verhältnis: Ich und die Welt. Es entsteht aus diesem Zustand, der zwar auf einem Irrtum beruht, in dem die Wahrheit aber trotzdem vorhanden ist, eine neue Vorstellung, die es ohne diesen Zustand niemals hätte geben können: es entsteht die Vorstellung von mir selbst als Einzelwesen. Obwohl ich mich, gemeinsam mit allen anderen Menschen, Ich nenne, stelle ich mir doch vor, mein Ich sei individuell. Diese Vorstellung von meiner Individualität wird allein möglich durch meine Identifikation mit meinem Leib. Ich erlebe mein persönliches Schicksal, das ich zusammen mit meinem einzigartigen Leib erfahre, als meine Individualität. Diese Vorstellung wird jedoch irgendwann durch den Tod unterbrochen. Meine vermeintliche Individualität kann sich nicht halten, weil der Tod meinen Leib zerstören muss. Angesichts des Todes wird der Unterschied zwischen Ich-Wesenheit und Ich-Vorstellung deutlich: dem Ich-Wesen kann der Tod nichts anhaben, aber die Ich-Vorstellung, die sich allein auf den Leib stützt, muss sich wieder auflösen. Doch kann ich als Ich-Wesen, als das ich mich zu bezeichnen gewöhnt bin, mein Ich-Bewusstsein ohne den Leib nicht aufrecht erhalten, weder im Schlaf noch im Tod. Ein Erwachen, das über den Wachszustand des Gegenstandsbewusstsein hinausgehen soll, könnte also zuerst nur darin bestehen, mein Ich-Bewusstsein vom physischen Leib unabhängig zu machen. Dazu wäre aber nötig, dass ich auch ohne den Leib genügend individuelle Züge hätte, um mich selbst als Wesen wahrnehmen zu können. Das Ich, das ich bin, müsste sich von der Welt differenzieren können, ohne sich ihr illusorisch als Gegenstand entgegenstellen zu müssen. Ich müsste also das individuelle Ich, das ich mir bisher nur vorgestellt hatte, tatsächlich werden. Ich darf demnach nicht nur das Produkt der Gegenüberstellung von Ich und Nicht-Ich sein, sondern ich muss selbst das Ich sein, das sich dem Nicht-Ich gegenüberstellt. Hierbei muss ich aber leider als Erstes entdecken: das einzige Nicht-Ich, das es wirklich gibt, ist das Böse. Das Böse wäre vollkommen unerklärbar, wenn die Ich-Wesenheit keinen Persönlichkeitscharakter hätte. Wäre das Ich nur ein unpersönlicher Hintergrund der Welt, dann könnte Nichts als gut oder böse gelten, sondern jede Erscheinung des Lebens müsste gleichberechtigt sein. Ohne den Persönlichkeitscharakter des Ich wäre es unmöglich, in irgendeiner Weise zu bestimmen, was in Einklang mit dem Ich ist und was gegen das Ich ist. Wäre der Urgrund meines Wesens unpersönlich, dann gäbe es kein Böses, weil dann schlechthin alles, was sich in der Welt manifestiert, in Einklang mit diesem abstrakten Urgrund sein müsste. Wenn es aber kein Böses gäbe, dann gäbe es auch kein Nicht-Ich. Niemals hätte sich mir eine Welt als Nicht-Ich entgegenstellen können. Die Erkenntnis des Bösen geht also Hand in Hand mit der Ich-Erkenntnis. Ein Erwachen ohne die Erkenntnis des Bösen ist unmöglich. Böse ist aber all das, was nicht in Harmonie mit der Ich-Wesenheit ist. Dieser Ich, diese Ich-Wesenheit, deren Namen wir täglich alle unzählige Male aussprechen, wenn wir uns selbst bezeichnen wollen, kann nichts anderes sein als eine Person, die sich, wie jede Person, von dem unterscheidet, was sie als Person nicht ist. Also nicht nach allgemeinen, abstrakten Gesetzen müssen wir suchen, wenn wir diese höchste Person finden wollen, sondern wir müssen uns liebend in ihre persönlichen Eigenschaften vertiefen. Diese Vertiefung in die höchste Person des Ich ist identisch mit der Vertiefung in uns selbst: unsere Ich-Werdung ist identisch mit unserer Erkenntnis der Person der Ich-Wesenheit. Durch die Arbeit der Erkenntnis kommt jedoch etwas Neues zu der erkannten Person hinzu: der Erkennende. Obwohl der Erkennende sich letztendlich als niemand anders erkennen kann, als den Erkannten, ist durch das Erkennen trotzdem ein Neues Wesen entstanden: mein eigenes Ich. Diese Individualisierung des einen Ich-Wesens in eine Vielfalt neuer Ich-Wesen sollte im Idealfall ganz ohne eine Integrierung des Nicht-Ichs geschehen. Es scheint nämlich zunächst als einfachste Lösung, um sich gegenüber des höchsten Ich-Wesens zu individualisieren, Elemente des Bösen ins eigene Wesen zu integrieren. Dadurch wird tatsächlich eine sofortige Abspaltung erreicht und die Ich-Werdung scheinbar beschleunigt. Man kann sogar dem Irrtum verfallen, dies sei die einzige Möglichkeit einer Ich-Werdung. Das Böse bietet sich also als bessere oder einzige Alternative zum Guten an und verspricht ein individuelles Dasein jenseits der einen Ich-Wesenheit. Warum dieses Angebot nicht angenommen werden sollte, muss sich jeder selbst erarbeiten, weil das fundamentaler Teil der zu leistenden Erkenntnis-Arbeit ist. Um aber diese Arbeit überhaupt beginnen zu können, muss zunächst mal das Böse als Wirklichkeit erkannt werden. Das Böse selbst ist sich dieses Umstands voll bewusst, weshalb es vermeidet, sich all jenen zu zeigen, von welchen es sich nicht erhofft, dass sie dem erkannten Bösen folgen würden. Dadurch aber wird das Erwachen der Seelen allgemein hinausgezögert, was dem Bösen wiederum nützt, um die Welt als Nicht-Ich immer perfekter zu einer Falle zu gestalten, aus der keine Seele mehr entkommen soll. Um das Erwachen der Seelen generell zu fördern, hat das Gute keine andere Wahl, als das Böse in seiner Wirksamkeit so wenig wie möglich zu hindern, so dass leichter für die Menschen erkenntlich werde, was sie denn nicht sein wollen. Die Seele, die sich als Ich-Bewusstsein erlebt, erwacht an der Erkenntnis des Nicht-Ich umso stärker, je mehr das Nicht-Ich sich in einen krassen Widerspruch zur bereits auf kulturellem Wege erlangten Ich-Vorstellung stellt. Das Nicht-Ich versucht diesen Widerspruch stets zu verschleiern, und es wäre eigentlich die Aufgabe jeder einzelne Seele, diesen Schleier mittels der Erkenntnis und eines moralischen Lebens zu lüften. Wenn aber die Seelen nicht mehr die Kraft zu solcher Arbeit haben, weil sie nach und nach den Bösen unterlegen sind, dann muss das Gute bei Zeiten doch helfend eingreifen, was eigentlich nicht seine primäre Absicht ist, da die Seele nur durch ihre eigene Arbeit ihr höchstes Ziel erreichen kann. Die Hilfe des Guten im Notfall hat darum auch immer einen negativen, verzögernden Einfluss: wenn das Gute das Böse aufdecken muss, um Schlimmstes zu vermeiden, verlieren die Seelen dadurch auch eine Gelegenheit für wertvolle Eigenarbeit. Andererseits entsteht durch ein solches von Außen erzwungenes Erwachen der Seelen auch wieder eine ganz neue Basis für weiteres Erwachen, die es andernfalls nicht gegeben hätte.
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Wir leben in einer Zeit, in der die Atheisten sich so stark in die Enge gedrängt fühlen, dass sie nur noch in der Zensur einen Ausweg sehen. Da sie sowohl über die Herrschaft über das öffentliche Bildungssystem als auch über die Medien haben, geschieht die Zensur inzwischen schamlos.
Schaut man in die Geschichte zurück, wird man sich daran erinnern, dass diese Rollenverteilung auch mal genau andersherum gewesen war. Die Kirchengläubigen fühlten sich in der Renaissance ebenso gezwungen, zum harten Mittel der Zensur zu greifen, da sie keine andere Möglichkeit sahen, um sich gegen das bedrohende Aufkommen der naturwissenschaftlichen Ideen zu wehren. Was ist es aber, dass jemanden dazu zwingt, die Redefreiheit des Anderen zu unterdrücken? Letztendlich geht es immer darum, dass man fürchtet, die Kraft der eigenen Argumente sei nicht stark genug, um sich in der öffentlichen Meinung zu bewahren: man verbietet dem Anderen dann das Wort, wenn man sich selbst in einer Diskussion auf der verlierenden Seite einordnet. Wie passiert einem das? Wie kommt man auf die Verliererseite, obwohl man vorher auf der Gewinnerseite gewesen war, oder umgekehrt? Von der Fähigkeit, überzeugende Sätze zu formulieren, - die beide Seiten gleichmäßig beherrschen -, mal abgesehen… was letztendlich den Gewinner einer Diskussion ausmacht, ist die Beweiskraft, die seine Worte begleitet; oder eben die Macht, die Diskussion ganz abzubrechen. Dabei ist aber alles entscheidend, was nun allgemein als Beweis anerkannt wird. Es ist allgemein bekannt, warum die Kirche sich einst nur mit Gewalt gegen die neu aufkommende Naturwissenschaft verteidigen konnte: die Naturwissenschaft tätigte ihren Angriff auf das damals bestehende Machtsystem mit einer ganz neuen Form von Beweisen, die zuvor unbekannt waren: der physische Sinneseindruck, dem man zuvor keine sonderlich hohe wissenschaftliche Wertigkeit beigemessen hatte, wurde im Rahmen des “Experimentes” zum absoluten Richter über die Wahrhaftigkeit einer Aussage erhoben. Selbstverständlich nahmen auch schon früher die Menschen die Welt mit ihren physischen Sinnen war, nur hielt man nicht sehr viel von der Beweiskraft der Sinneseindrücke, weil man ihnen nur einen Scheinwert anerkannte. Traditionelle Überlieferung und logisches Denken galten als Beweise viel mehr als der reine Sinneseindruck. Wie konnte es also der Kirche damals passieren, dass ihre über Jahrhunderte währende Dominanz im Feld der Beweisführung durch die Naturwissenschaft in Frage gestellt werden konnte? Das Problem der Kirche, und der mit ihr verbundenen traditionellen Wissenschaft, lag hierin begründet, dass ein großer Teil ihrer Beweisführungen auf Behauptungen fusste, die man in den Bereich des Unsichtbaren einordnen muss. Das galt sowohl für den Großteil der Theologie, als auch für eine Wissenschaft, die sich nach mehr als 1500 Jahren immer noch auf alte Autoritäten wie Aristoteles berief. Das einzig Sichtbare an beiden Beweisen waren die Bücher, sowie das soziale Umfeld, in denen sich das gesamte Kulturleben abspielte. Man musste bei der Beweisführung also immer wieder darauf pochen: Wenn Menschen diese Bücher schon so lange lesen, dann müssen sie wahr sein! Und wenn es all diese Kirchen und Universitäten gibt, mit all ihren ehrenwerten menschlichen Vertretern, dann muss die Tradition, auf die sich all dies stützt, ebenso wahr sein! Mehr war an Beweiskraft tatsächlich nicht gegeben - denn die Fähigkeit, alles schön logisch zu verbinden, fand man ja auf beiden Seiten. Was hatten die Theoretiker der Naturwissenschaft also getan, um einer so gewöhnlichen Erfahrung, wie jener des physischen Sinneseindrucks, zu jener siegreichen Beweiskraft zu verhelfen? Der Irrtum - oder Trick, egal wie man es sehen möchte -, der aufsteigenden Naturwissenschaft lag darin verborgen, dass man - ohne jegliche wissenschaftliche Basis - behauptete, der Mensch sei in seiner Konstitution schon immer so gewesen wie jetzt. Je mehr nun andere Arten von Sinneserfahrungen, als es die rein physischen sind, der Menschheit verloren gingen, desto leichter konnte man sie davon überzeugen. Um jedoch die sofortige Strafe und Zensur von Seiten der übermächtige Kirche zu vermeiden, hielt man noch viele Jahrhunderte lang eine diplomatische Sonderposition für die biblischen Überlieferungen und für die Traditionen der Kirchenväter aufrecht. Um sich selbst einen relativ sicheren Freiraum zu schaffen, erfand man eine Wissensgrenze zwischen Wissenschaft und Glauben. Allerdings akzeptierte die Kirche selbst diese Trennlinie erst, nachdem sie erfolglos alles getan hat, um das Aufkommen des naturwissenschaftlichen Denkens vollständig zu unterdrücken. Das Problem, dass die Kirche in allen damaligen Diskussionen hatte, insofern sie solche zuließ, war folgendes: Ihre Argumente stützen sich in allen Bereichen auf übersinnliche Erfahrungen, zu denen jetzt niemand mehr fähig war. Sie konnten infolgedessen nur darauf bestehen, das Überlieferte immer treu bewahrt zu haben, und nie etwas an der Originalwahrheit verändert zu haben - zumindest ohne sich dabei auf die höchstmöglichen Autoritäten gestützt zu haben, welche selbst von Gott geleitet wurden und werden. Die offensichtliche Schwäche von Argumenten, die sich vielfach nur auf überlieferte, uralte, übersinnliche Erfahrungen stützten, nutzen ihre Gegner doppelt aus: erstens zweifelte man immer mehr daran, dass solche vermeintlich übersinnlichen Erfahrungen überhaupt jemals irgendeinen Wahrheitswert gehabt hätten… zweitens wies man darauf hin, wie schwer es doch sei, über Jahrhunderte hinweg, inmitten der Wirrnisse von Übersetzungen und Fehlern beim Abschreiben, sowie unter dem Einfluss allerlei menschlicher Egoismen, etwas tatsächlich treu zu bewahren - zumal dann, wenn dessen Wahrheit schon seit langen niemand mehr selbst nachprüfen kann. Gleichzeitig verwiesen die damaligen Gegner der konservativen Kultur dabei auf den Vorteil der physischen Sinneseindrücke, die ja allen Menschen gleich zugänglich seien, und die man mit Hilfe neuer Technologien und der naturwissenschaftlichen Methode des Experiments zu ungeahnt wertvollen Erkenntnisinstrumenten ausbauen könne. Es dauert allerdings noch einige Jahrhunderte, bis sich die Naturwissenschaft auch an die höchste Autorität der Kirche, Gott selbst, hintraute. Aber letztendlich war auch hier das Argument dasselbe wie in jeder anderen Diskussion zuvor: Wenn keiner diesen Gott sehen kann, dann gibt es ihn nicht! Es ist nun dieses Argument nur scheinbar stark - in Wahrheit ist es sehr, sehr schwach! Aber es genügte trotzdem, um die traditionelle Kirche in den Köpfen der allermeisten, sogenannten hoch-gebildeten Menschen zu besiegen. Der einzige Grund, warum es die Kirche, in ihrer alten Form, überhaupt heute noch als Organisation gibt, ist der Umstand, dass man außerhalb Europas immer noch auf große Mengen noch nicht ganz intellektuell-erkalteter Menschen zurückgreifen kann, welche die Glaubensinhalte mit ihrem Gefühlsleben erfassen wollen und können. Hinzu kommt da, auch innerhalb Europas, die noch relativ große Menge jener, welche sich weiterhin mit der alten Idee einer Wissensgrenze zufrieden geben: vor allem deshalb, weil sie allgemein sowieso so nicht gerne tiefgründig nachdenken. Es handelt sich hierbei also um all jene, die Glauben und Wissenschaft voneinander trennen können, ohne damit seelische Probleme zu haben. Diese zweite Gruppe wird allerdings rapide kleiner! - jedoch nur in ganz selten Fällen, weil man sich doch zu einem ernsthafteren Denken durchgerungen hat; meistens ist es nur so, dass die ins Jenseits des Verstandes verbannte Religion in einem Umfeld, in dem nur noch materielle Werte gelten dürfen, einfach immer mehr zur Bedeutungslosigkeit erblasst. Dominant ist heutzutage in der europäischen Gesellschaft also jene Denkweise, welche nur das als wirklich anerkennen will, was man mit den physischen Sinnen erfassen kann. Ein Außerirdischer, der hiervon liest, könnte sich also jetzt vorstellen, dass deshalb die heutige Menschheit ihre Beobachtungsgabe mittels der physischen Sinne in ganz ungeheuer hohem Maße ausgebildet haben müsse! Wer hingegen hier auf der Erde ansässig ist, weiß, dass dies keinesfalls der Fall ist: man hat hingegen den Großteil seiner Sinneswahrnehmungen einem Gerät anvertraut, das Fernseher heisst. Und man hat das eigene, vernunftbasierte, Nachdenken über das Wahrgenommene, sogar jenseits des Fernsehers, jenen überlassen, die man Experten nennt. Statt es also mit einer Menschheit zu tun zu haben, die Naturwissenschaftlichkeit zu ihrem persönlichen Lebensinhalt gemacht hat, sieht man sich umgeben von den ganz selben Verhaltensweisen, die schon im Mittelalter vorherrschten: man ist autoritätsgläubig, denkmüde und als Folge dessen: ängstlich. Die Herrschaftsklasse, welche sich innerhalb dieser modernen Verhältnisse entwickelt hat, ist jedoch nur im mittleren Bereich neu. Ganz oben sitzen dieselben wir zuvor. Doch müssen die Argumentsreihen jetzt anders geführt werden als früher: was früher der Gott im Himmel war, ist jetzt die Wissenschaft - allerdings als Dogma. Die eigentlich Dynamik der Naturwissenschaft, als Instrument der Wahrheitsfindung, wird mit allen Mitteln unterdrückt; denn eine freie Naturwissenschaft, egal wie materialistisch sie orientiert sein mag, könnte trotzdem nirgendwo anders hinleiten, als eben zur Wahrheit. Die richtig verstandene physische Sinneserfahrung kann nämlich niemals in einem echten Widerspruch zur Wahrheit stehen! Dass es zu einem solchen richtigen Verständnis aber niemals komme, dafür sorgen die althergebrachten Autoritäten mit großer Voraussicht und Strenge. Es wiederholt sich hierbei allerdings das alte Problem: was die neuen Autoritäten an Theorien behaupten, kann sehr oft ebenso niemand sehen, wie früher die Glaubensinhalte der Kirche. Wer also tatsächlich der naturwissenschaftlichen Methode folgen will, der muss sich allzu bald in einem unangenehmen Widerspruch zu den in Schulen, Universitäten und im Fernsehen predigenden Experten-Göttern wiederfinden. Selbst der neue Gott, die Materie, ist ja genauso unsichtbar, wie der alte Vatergott im Himmel: man kann zwar überall auf materielle Gegenstände hinweisen…aber auf die Materie selbst leider nicht! Was früher angeblich im unendlich Großen verborgen war, ist jetzt angeblich im unendlich Kleinen versteckt. Manche hoffen sogar heimlich darauf, den großen, allmächtigen Vatergott, dessen Vorstellung einem früher, nicht immer, aber doch des öfteren, ein beruhigendes Lebensgefühl vermitteln konnte, jetzt im Kleinen zu finden: als Quark im Teilchenbeschleuniger. Die siegreiche Phase der Naturwissenschaft ist also schon lange vorüber! - und man ist jetzt bereits mitten in der Endphase der neuen, unheiligen Inquisition. Die etwas Intelligenteren spüren hierbei allzu deutlich, dass ihnen die überzeugenden Argumente in allen Wissensbereichen, die sich ausschließlich auf die Naturwissenschaft stützen, auszugehen drohen, - und natürlich ganz besonders dort, wo gar keine echte Naturwissenschaft praktiziert wird! Man ist also wieder mal voll im Vollzugszwang der Zensur: keine der Meinungen, die der offiziellen Version der Wahrheit widersprechen, dürfen im öffentlichen Diskurs zugelassen werden - weil man weiss: man würde verlieren! Besonders genau weiss man das vor allem dann, wenn man sich voll bewusst ist, gelogen zu haben. Hürde Nummer 1
Die erste, und vielleicht größte, Hürde ist der Mangel einer Hürde. Das größte Problem des Denkens ist sein Nicht-Vorhandensein. Ohne eigenes Denken kann keine existentiell erlebte Frage entstehen, und ohne eine Frage, die einen selbst betrifft, gibt es auch keine Hürde, die sich dem normalen Lebensgefühl in den Weg stellen würde. Ohne Hürde entsteht kein Bedürfnis, den aktuellen Zustand zu verändern. Wenn also kein Eigendenken eine solche Hürde produziert, dann muss die Hürde von Außen als Leid dem Leben des Einzelnen hinzugefügt werden. Solange der Mensch aber nicht selbst denkt, ist er gar kein Einzelner, sondern ein Gruppenwesen. Als solches erlebt er dann jegliches Leid als Gruppenschicksal, für das er sich nicht selbst verantwortlich fühlt. Das von außen hinzugefügte Leid kann also seinen Zustand nicht ohne weiteres ändern. Was zum Leid hinzukommen muss, ist wiederum das Denken. Allerdings kann das Denken unter dem Leidensdruck leichter aktiviert werden. Der persönlich erlebte Schmerz steigert den Egoismus, und der Egoismus steigert das Gefühl, ein Einzelwesen zu sein. Wenn der Mensch beginnt, wie ein Einzelwesen zu denken, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich in ihm eine existenzielle Frage heranforme. Erst durch das existenzielle Erleben einer Frage wird er nämlich zum individuellen Sucher nach einer Antwort. Er bemerkt: die unbeantwortete Frage wird ihm zur persönlichen Hürde. Andere haben diese Hürde nicht - für ihn selbst ist sie existenziell wichtig. Sogar die Selbstüberschätzung und die Überschätzung der vermeintlichen Einzigartigkeit der eigenen Fragestellung sind in dieser primordialen Lebenslage außerordentlich hilfreich, weil sie dabei helfen, die erste Hürde heranreifen zu lassen. Sobald der allgemeine Leidensdruck persönlich erlebt wird, kann er vom eigenen Denken verarbeitet werden. Damit beginnt aber erst das selbstständige Denken. Ohne selbstständiges Denken gibt es keine wirklichen Fragen. Und ohne Fragen, die man als solche erlebt, welche die eigene Wirklichkeit beeinflussen können, kann man auch unmöglich an neuen Antworten interessiert sein. Man ist eingeschlossen in das Gegebene, und man gedeiht und verdirbt zusammen mit ihm, als Gruppenwesen, ohne jeglichen Anspruch auf Individualität. In dieser Entwicklungsphase des Menschen kann demnach die Anthroposophie niemals in ihrer eigentlichen Form auftreten. Sie kann den Menschen liebevoll pflegen und schützen, aber sie kann ihm kein Wissen geben - genauso wie man einen satten Menschen nicht zum Essen einladen kann. Die 1. Hürde ist also das Leben ohne eigenständiges Nachdenken. Hürde Nummer 2 Die Hürde Nummer 2 ist die erste wahrnehmbare Hürde: denn Hürde Nummer 1 war ja das Fehlen jeglicher Hürde. Die erste, individuell erlebte, Hürde ist somit der Gegensatz zwischen der allgemein vorherrschenden Meinung und der eigenen Meinung. Die als allgemein anerkannt erlebte Meinung, der man sich nun als Person entgegenstellen will, ist nichts anderes, als das zuvor passiv, als Gruppenwesen erlebte, Fremddenken. Jenes Fremddenken stört einen jetzt, weil man entdeckt hat, auch selbst denken zu können. Ausschlaggebend ist bei dem Übergang vom Fremddenken zum ersten Selbstdenken immer das Leid. Man hat bemerkt, wie das Fremddenken einem Leid zufügt, und man will sich jetzt mit Eigendenken dagegen wehren. Man glaubt, selbst besser wissen zu können, was gut für einen selbst ist, weil man an dem Fremddenken zuvor so stark gelitten hat. Der Impuls zum Selbstdenken kommt demnach direkt aus einem verletzten Egoismus. Diese reaktionäre Eigenschaft behält der Impuls aber auch dann bei, wenn das primordiale Problem bereits gelöst ist. Der Individualismus bleibt also noch lange nach seiner Entfesselung mit seinem egoistischen Ursprung verbunden. Das neu eroberte Selbstgefühl wird weiterhin identifiziert mit der Gegnerschaft zu jedem Fremddenken. Der Mensch will jetzt unbedingt alles durch Eigendenken erkunden. Jegliches Fremddenken ist ihm suspekt. Er vermutet hinter jedem Fremddenken einen Angriff auf seine individuelle Freiheit. Das wird ganz besonders extrem, wenn sich das Fremddenken auf Erfahrungen bezieht, die er selbst nicht haben kann. Die traditionelle Religion wird darum als erste Opfer seiner Kritik. Das religiöse Fremddenken erscheint ihm nunmehr als vollständig unakzeptabel. Hingegen kann er sich mit anderem Fremddenken schon eher anfreunden, nämlich wenn er dahinter eine objektive Wirklichkeit vermutet. Dazu gehört in erster Linie das naturwissenschaftliche Denken. Was ihn hierbei antreibt, ist seine Sehnsucht nach dem vorigen Zustand der Gedankenlosigkeit. Er hofft inbrünstig, es könne eine objektive Wirklichkeit geben, welche den schmerzhaften Kontrast zwischen allgemeiner Meinung und individueller Meinung neutralisiere. Er sucht also seine Rettung im theoretischen Denken, mit dem er letztendlich nur seine eigene Einsamkeit überwinden will. Es gelingt ihm auf diese Weise tatsächlich, nahezu den vorigen, naiven Zustand wiederherzustellen. Indem er es sich im wissenschaftlichen Konsens genauso gemütlich einrichtet, wie zuvor in der totalen Gedankenlosigkeit, wird ihm seine moderne Welt schon fast wieder zur vermissten Kinderwelt. Er neutralisiert sein Eigendenken, indem er ihm jeglichen Anspruch auf Wirklichkeit abspricht. Die Wirklichkeit lokalisiert er außerhalb seines Denkens - sein Denken selbst wird ihm zum Schatten. Das Einzige, was ihm in seiner neuen Gemütlichkeit abgeht, ist das Leben selbst: es scheint ihm, als habe er das echte Leben irgendwo auf seinem Weg verloren. Er spürt aber, dass er es sofort wiederfinden könnte, falls er nur sein Eigendenken aufgäbe - falls er sich also wieder ganz, wie früher, dem unreflektiertem Gefühls- und Willensleben hingäbe. Die 2. Hürde wird ihm demnach zum vermeintlichen Widerspruch zwischen Denken und Leben. Die Anthroposophie kann hier nicht anders eingreifen, als ihm die wahre Identität von Leben und Denken von allen möglichen Seiten nahe zu bringen. Alles Wirken der Anthroposophie zielt letztendlich daraufhin ab, diese Identität vollständig zu verwirklichen. In dieser frühen Phase geht es zwar zunächst nur um die gefühls - und verstandesmäßige Verarbeitung einer monistischen Weltanschauung, doch schon das ist sehr schwer genug zu verdauen. Hürde Nummer 3 Während die also die 1. Hürde darin besteht, dass der Mensch all seine Nöte nicht anders erlebt als ein intelligentes Tier, besteht die 2. Hürde aus dem, was man die Intellektualität nennt. Aus dem Zustand der Intellektualität aber entstehen gleichzeitig 2 neue Hürden: die Hürde 3 und die Hürde 4. Was wir als 2. Hürde beschrieben haben, schwelt als Problem zwar stets im Untergrund dieser beiden, aber es dringt ins Bewusstsein erst als seine Lösungsversuche ein - wobei Hürde 3 der eine Lösungsversuch ist, und Hürde 4 der diametral gegenüberliegende. Der Kampf mit der Anthroposophie wird hierbei zum ersten Mal bewusst erlebt, weil man mit seinem Denken inzwischen soweit ist, dass man die Anthroposophie intellektuell verstehen könnte, wenn man nur nicht voller Vorurteile wäre. Die 3. Hürde ist die intellektuelle Arroganz. Weil man bemerkt hat, dass das Eigendenken sich gegenüber dem Fremddenken siegreich behaupten kann, will man jetzt schlechthin alles selbst denken. Dabei vergisst man jedoch das eigene Nicht-Können. Nur weil man endlich damit begonnen hat, selbst zu denken, darf man nicht etwa annehmen, dass man damit bereits alles Denken könne, was denkbar ist. Man hofft also, sich vom gehassten Fremddenken dadurch zu befreien, dass man nur noch das denkt, was man selbst nachdenken kann. Man glaubt sich in seinem Denken frei vom Fremddenken, nur weil man über nichts mehr nachdenken will, was das eigene Denken übertrifft. Dabei dehnt man jedoch nicht selten die Grenzen des eigenen Denkens weit über dessen Gültigkeitsbereich hinaus. Was man selbst denkt, hat dann zwar stets eine individuelle Färbung, hat aber leider mit der Wirklichkeit oft nichts mehr zu tun. Man verliert sich in Phantasien, und hofft heimlich darauf, dass diese Phantasien einst wahr werden könnten. Man redet sich ein, alles menschliche Denken sei so wie sein eigenes Denken. Wenn man dabei auf das Denken eines Anderen stößt, welches Anspruch auf Wahrheit erhebt, dann lehnt man dies kategorisch ab. Dass man mit seinem eigenen Denken keine Wahrheit erlangen könne, hat man sich womöglich bereits selbst bewiesen, aber man dehnt in arroganter Haltung diesen persönlichen Beweis gleichsam auf alle anderen Menschen aus. Die 3. Hürde besteht also darin, dass man glaubt, das eigene Denken setze die Maßstäbe für jegliche mögliche Form von Denken. Da die Anthroposophie sich als höheres Denken präsentieren muss, egal von welcher Richtung sie naht, eben weil sie höheres Denken ist, sträubt man sich in dieser Phase vehement gegen die Anthroposophie. Hürde Nummer 4 Noch schwerer als die 3. Hürde ist die 4. Hürde zu nehmen. Falls man sich nämlich endlich, mittels Leid, großer persönlicher Anstrengung und gnädigen Glücks, dazu durchgerungen hat, etwas anzuerkennen, das über einem selbst eingeordnet werden muss, - falls man somit erneut zu einer Demut gegenüber dem Göttlichen gefunden hat, nachdem man mehr oder weniger lange im hochmütigen Atheismus verloren gewesen war -, dann türmt sich vor einem das größte aller Hindernisse auf: das höhere Denken, dem man jetzt vertrauensvoll sein Herz und seinen Verstand geöffnet hat, verlangt von einem das Ungeheuerliche: es will letztendlich, dass man selbst sich zu solchem höheren Denken aufschwinge! Wer erst kurz zuvor die 3. Hürde hat nehmen muss, wo es darum ging, die eigene Arroganz zu überwinden, der schreckt vor solchen hochmütigen Ambitionen zunächst beschämt zurück. Wer hingegen die 3. Hürde forsch umgangen hat, weil er hoffte, trotzdem zum Geist finden zu können, ohne die Bedingung der Demut zu erfüllen, und somit direkt auf die 4. Hürde stösst, ohne die vorige Prüfung bestanden zu haben, der wird dadurch sogar noch schlimmer in die Irre geführt! Ein solches Umgehen der 3. Hürde ist deshalb möglich, weil beide Wege, - hin zur 3. und hin zur 4. Hürde -, sich als Folgeerscheinungen der 2. Hürde gleichzeitig eröffnen. Die Wahnvorstellung, ohne Demut zu höherem Wissen gelangen zu können, ist demnach der eine Aspekt der 4. Hürde, nämlich dann wenn man die 3. Hürde geschickt umschifft hat. Der andere Aspekt der 4. Hürde, wenn man die 3. Hürde regelrecht überwunden hat, ist hingegen der Mangel an kraftvollem Mut, den man benötigt, um an die eigene Würdigkeit als geistiges Wesen weiterhin glauben zu können. Der nach Höheren strebende Mensch riskiert hierbei erneut, in die alte, passive Rolle zurück zu rutschen, die er bereits als reines Naturwesen lange genug inne gehalten hatte. Der Mut, selbst zu wissen, erlöscht ihm allzu leicht, angesichts all der Herrlichkeit des höheren Wissen - dessen Wert er, Dank seiner ehrlichen Demut, jetzt besser erkennen kann als jemals zuvor. Es bleibt sein Problem also dasselbe, das er schon immer auf seinem Wege mit sich getragen hatte: er kann nicht glauben, selbst ein eigenständiges Wesen sein zu können: selbst ein Ich zu sein, scheint ihm unmöglich. Die Freiheit, die einem angeboten wird, kann man nicht annehmen: das ist die 4. Hürde. Die Welt des Mainstream-Menschen, im weiteren MsM genannt, wird zwar gefördert durch intelligente Mächte, die dem Wohl des Menschen feindlich gegenüber stehen, wird aber ermöglicht nur durch den MsM selbst. Der MsM denkt nicht gerne und er hat auch keine gute Beobachtungsgabe. Gut denken heisst, gründlich und sauber denken, sowie Gedanken zu Ende denken. Gut Beobachten heisst selbst beobachten, statt das Beobachten anderen zu überlassen. Überlasse ich das Beobachten anderen, dann bleibt mir nur mein eigenes Denken über deren Beobachten übrig. Und wenn dieses Denken dann hinzu nicht gründlich, genau und eindringlich ist, dann kann ich zu keiner wahren Erkenntnis kommen. Daher ist es wichtig, beide Voraussetzungen für Wissenschaftlichkeit zu üben, sowohl das Denken als auch das Beobachten. Zum MsM wird man nur, wenn man beide Grundsätze nicht genügend beachtet. Genügend sind sie aber nur dann beachtet, wenn unser Denkvermögen und unsere Beobachtungsgabe ausreichen, um nicht nur in einem wohlwollenden Umfeld Wahrheiten erkennen zu können, sondern auch in einem feindlichen Umfeld. Die Anerkennung der Tatsache, dass der Mensch sich in einem in wachsendem Maße ihm feindlichen Umfelde bewege, ist aber allein schon ein große Hürde. Die Denkmüdigkeit der Menschen und ihre geringe Lust auf eigenständige Beobachtung beruht auf einem tiefen Verlangen nach Gemütlichkeit. Die Menschen möchten ihr Leben genießen und gleichzeitig möglichst wenig für diesen Genuss leisten müssen. Sie hätten es gerne, wenn der kindlich-passive Zustand ewig andauern könnte. Um ihr kindliches Lebensgefühl nicht zu zerstören, wollen sie ihr Lebensumfeld als ihnen wohl gesonnen betrachten. Es scheint ihnen, als müsste ihr Lebensgefühl stark darunter leiden, sobald sie sich eingestehen würden, dass sie von feindlichen Mächten umgeben sind. Ganz besonders hat sich diese Haltung in einer Zeit zugespitzt, wo der Glaube an gute, schützende geistige Mächte immer mehr verloren geht. Eine atheistische Denkweise hat größte Probleme mit der Anerkennung des Bösen als Realität. Aus einer materialistischen Denkweise lässt sich das Böse nur als mehr oder weniger seltener Auswuchs des Egoismus begreifen. Man kann sich vorstellen, dass psychisch kranke Menschen andere Menschen dominieren wollen und dabei auch Schäden in Kauf nehmen. Gleichzeitig glaubt man jedoch, dass sich dies nur innerhalb normaler menschlicher Grenzen abspielen könne, weil man davon überzeugt ist, dass gesundes menschliches Verhalten vorwiege. Ein außermenschliches Böses, dass sich am Schaden selbst erfreut, kann man sich genauso schwer vorstellen wie ein höheres menschliches Gutes. Die menschlichen wie auch außermenschlichen Mächte wissen dies sehr genau und achten darum besonders gut darauf, dem MsM seine Illusion einer Welt, in der alles seinen rechten Lauf nimmt, nicht zu zerstören. Diese Taktik wird immer komplizierter, je mehr sich die Mächte des Bösen ihren Zielen annähern. Da all diese Ziele gegen das Wohl des Menschen ausgerichtet sind, bedarf es immer größerer Anstrengungen, um das Erwachen der Menschen zu vermeiden. Der MsM zeichnet sich dadurch aus, dass er in alle ihm gestellten Fallen tritt und sich wohl in ihnen zu fühlen glaubt. Wenn er sich nicht wohl fühlt, dann sieht er die Ursachen dafür in Phänomenen, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Indem er alle Lügen der Widersachermächte glaubt, lebt er in einer Scheinwelt, deren Absurdität er nicht erkennt, weil seine Denk-und Beobachtungskräfte, die ja sowieso schon gering sind, auch noch gezielt abgebremst werden.
Um dem MsM aus den Fallen zu helfen, in denen er leidend, aber mit voller Überzeugung drin steht, muss man sich dem Problem von allen möglichen Seiten annähern. Da der Ursprung des Problems in dem tiefen Wunsch des MsM nach Gemütlichkeit wurzelt, muss man ihn darauf hinweisen, wieviel Leid er bereits in seine vermeintlich gemütliche Welt integriert hat, wie ungemütlich diese Welt also bereits ist. Das ist kein leichtes Unterfangen, weil die Mächte des Bösen sehr wohl darauf achten, dass das Leid ja nicht zu umfangreich werde. Gerade diejenigen, welche führend dafür sorgen sollen, die Mainstream-Welt aufrecht zu erhalten, werden, zumindest für lange Perioden ihres Lebens, von schwerstem Leid ferngehalten. Einem mittelalten Menschen in Europa oder der USA wird es schwer sein, sich das bereits vorhandene Leid auf der Erde voll bewusst zu machen, weil es sein persönliches Leben nur selten betrifft. Für alle Ausnahmefälle, wie Krankheit oder frühen Tod, hat man gute Ausreden bereit. Auch extreme finanzielle Probleme werden auf ganz andere Ursachen zurückgeführt, als es die wirklichen sind. Man kann also kaum hoffen, mit dem Hindeuten auf das tatsächliche Leid große Fortschritte im Bewusstsein des MsM zu machen. Ausserdem haben die Widersachermächte sich diesen Bereich bereits für sich selbst gesichert, indem sie unglaubliche Lügen wie AIDS oder den Klimawandel erfunden haben. Solch fiktives monströses Leid hat dann doch noch eine angstmachende Wirkung auf den verschlafenen MsM, wird aber nur dazu benutzt, ihn für tatsächliche Probleme unsensibel zu machen und ihn zu fanatisieren gegen alle Feinde der Mainstream-Welt, welche erkennen können, dass es sich hier nur um Lügen handelt. Man kann zwar schon versuchen dem MsM echte Gefahren direkt bewusst zu machen, wie bei Impfungen, nur riskiert man dabei eben stets extreme Gegenreaktionen, die ihn dann nur noch um so mehr fanatisieren. Eine weitere Hilfestellung besteht darin, ihm beim Denken zu helfen. Obwohl der MsM eigentlich gar nicht so wenig denkt, wie man aus den katastrophalen Resultaten schließen möchte, kommt er trotzdem nie bei den richtigen Meinungen an. Er denkt schon recht viel, zumindest im Vergleich zu älteren Zeiten, nur eben selten selbst. Er ist gewohnt, vorgegebenen Denkmustern zu folgen, welche allerdings vorsorglich mit lauter Fallen gespickt worden sind. Er ist ein extrem schlechter Erkenner von logischen Fehlern, weil bei ihm der Wunsch nach einem angenehmen Resultat während seiner Denkanstrengung immer dominiert. Seine wissenschaftliche Genauigkeit ist auf übelstem Niveau, besonders dann, wenn er sich selbst als besonders wissenschaftlich orientierter, aufgeklärter Mensch ansieht. Ebenso ist er ein außerordentlich schlechter Beobachter, weil er auch hier schon vor dem Beobachtungsprozess das erhoffte Resultat zu kennen glaubt. Ohne dass es ihm bewusst ist, hat man ihn zu einem extremen Fanatiker gemacht. Es geht im Umgang mit dem MsM also darum, irgendwie Zugang zu finden zu einem extremen Fanatiker, der sich selbstzufrieden in einer Illusionswelt suhlt. Diesen Zugang kann man aber nur in den Grenzbereichen finden. Einer direktes Eingreifen in das Zentrum der Illusion ist unmöglich. Grenzbereiche sind aber überall dort, wo die Welt des MsM ein wenig wankt. Und das wäre immer dann, wenn es ihm bewusst werden könnte, wie unrecht sein eigener Wohlstand ist, wie zeitlich begrenzt sein eigenes Wohlbefinden ist, wieviel er bereits geopfert hat für seine vermeintlich noch heile Welt, wie unlogisch seine Denkweisen sind, und wie sehr doch die zu beobachtenden Tatsachen seinen festgefahrenen Meinungen widersprechen. Gerade in unserer heutigen Zeit sind diese Grenzbereiche gar nicht so selten erreicht, weil die Anstrengungen des Bösen immer absurder und somit offensichtlicher werden müssen. Humor war schon immer eine der elegantesten Methoden, um solche Schwächen aufzudecken, weil der Mensch beim Humor doch noch spüren kann, dass man ihm nicht nur feindlich entgegentritt, sondern sich anstrengt, ihn liebevoll aufzuwecken. Nur denkt der MsM eben bei Humor allzu leicht, dass es sich hierbei nur um eine Kunstform handele, die man im vermeintlich echten Leben nicht ernst zu nehmen haben. Der extremste Bereich, in dem sich die Unfähigkeit des MsM zeigt, wahre Sachverhalte zu erkennen, ist die Medizin. Was hier an Zerstörungsarbeit von den Widersachermächten geleistet wird, ist zutiefst beindruckend. Ein ebenso interessanter Bereich ist die Politik. Auch hier ist es unfassbar, wie der MsM in alle Fallen tappt. Dann kommt das Zentralbankensystem. Dieses ist bisher vor ihm ganz geheim gehalten worden. Auch der Umweltschutz ist auf schändlichste Weise instrumentalisiert worden, und der MsM glaubt wie immer alle Lügen. Weiterhin wäre dann alles zu betrachten, was als wissenschaftlicher, technologischer Fortschritt gilt. Auch hier wird Schädliches als Nützliches verkauft, während tatsächlich Nützliches gar nicht erst ans Licht gelassen wird. Im sozialpolitischen Bereich zeigt sich die Inkompetenz des MsM in voller Pracht, siehe Einwanderungspolitik oder Genderismus. In allgemeinen hat sich der MsM bereits so viele tatsächliche Annehmlichkeiten des Lebens stehlen lassen, dass man es fast nicht glauben kann, dass er all dies nicht bemerkt. Interessanterweise hat sich aber der MsM in den letzten Jahrzehnten aufgespalten in 2 MsM-Typen, in den konservativen MsM1 und den progressiven MsM2. Der konservative MsM ist jetzt als Erster ein wenig aufgewacht, und es rumpelt bereits schwer im Kindergarten des Bösen. Der progressive MsM hingegen ist noch im aller tiefsten Schlafe, was sich allerdings sehr schnell ändern könnte. Falls auch er ein wenig aufgerüttelt werden wird, dann könnten dadurch die Grenzbereiche zum Erwachen wieder mit ganz neuen Kandidaten angefüllt werden, denen man dann mit Logik und Beobachtungsschulung zur Seite stehen müsste. Fundamentale Irrtümer des MsM Um sich dem Geisteszustand des MsM anzunähern, muss man sich an frühe Entwicklungsstadien des eigenen Lebens zurückerinnern. Es gibt kaum einen Menschen, der niemals ein MsM gewesen ist. Die Frage ist nur: Wie lange bleibt man ein solcher? Ein gesundes Alter, um zumindest in gewissen Bereichen aus diesem allgemeinen Wahnsinn aufzuwachen, ist mit 6-7 Jahren. Da sollte man als Grundschüler bereits bemerken, dass man nicht ein reines Gruppenwesen sein kann, dass man selbst denken und beobachten muss. Dabei kann hilfreich sein, wenn man schon äußerlich nicht perfekt einordnungsfähig ist, zum Beispiel aufgrund der Hautfarbe, der Nationalität, der Religionszugehörigkeit oder auch irgend einer körperlichen Sonderheit. All das ist nicht nötig, wenn man sich schon im Elternhaus eine gewisse außergewöhnliche Persönlichkeit aneignen konnte oder sogar selbst als Seele bereits eine starke Individualität zeigt. Sollten all diese Voraussetzungen aber nicht erfüllt sein, dann kann man das Mainstream-Leben vielleicht noch maximal bis zum 14. Lebensjahr hinauszögern. Spätestens dann müsste ein Mensch eigentlich erste Anzeichen von selbstständigem Denken und Beobachten zeigen, was sich dann in persönlichen Meinungen äußern würde. Falls jedoch auch hier das Schicksal es so fügt, dass man weiterhin im Mainstream mit schwimmen kann, dann wird es langsam gefährlich! Gegen das 21. Lebensjahr zu sollte sich dann irgendwann die Individualität des Menschen melden und ihn aus dem reinen Gruppenseelenleben herausreissen. Falls das aber NICHT geschieht, dann haben wir eben das, was man einen MsM nennt. Aus eigener Kraft kann ein solcher dann nur noch unter extremen Bedingungen erwachen. Falls ihm so etwas aber karmisch nicht vorbestimmt ist, dann könnte nur noch eine helfende, liebende Kraft seine Wegrichtung ändern. Es frage sich also ein Jeder mal selbst, wie lange für ihn folgender Logismus einen Sinn gehabt hat:
Für die allermeisten Menschen haben diese beiden Sätze weit über das 21. Jahr hinaus noch perfekten Sinn. Es gehört schon recht viel Eigendenken auch in ganz anderen Bereichen hinzu, um diesen Irrtum zu durchschauen. Es kann ein Mensch schon viele andere Lügen erkannt haben, bevor er die Lügen des Pharmaindustrie und die Irrtümer der Schulmedizin durchschaut. Er muss meist schon in anderen Bereichen sensibilisiert worden sein, um auch in diesem Bereich aufzuwachen. Es ist dies nicht unbedingt der erste Bereich, in dem man erwacht, aber ein besonders wirksamer Bereich, falls man in ihm erwacht. Besonders wirksam deshalb, weil man hier das Böse besonders gut erkennt. Dass einem jemand die Gesundheit stehlen will, kann nur schwer in eine gute Tat uminterpretiert werden. Es "denkt" also der MsM: Was passiert, wenn ich zum Arzt gehe?
Der MsM denkt hierbei gerne an die langwierigen Studien des Arztes, an dessen wissenschaftliche Kompetenz. Damit er dies nie vergesse, präsentiert sich ihm der Arzt gekleidet wie ein Priester im weissen Kleid, und wenn möglich, auch noch umgeben von beindruckender Technologie, und all das möglichst in einem imponierenden Gebäude genannt Krankenhaus. Es ist tatsächlich nicht leicht, diese üble Schauspiel auf einen Blick zu durchschauen, wenn man nicht schon vorher Erfahrungen in anderen Bereichen gesammelt hat. Dabei sind die Angriffspunkte, an denen man ansetzen könnte, doch sehr viele! Um nur einige fruchtbare Denkansätze zu nennen:
Am Einfachsten zu Durchschauen sollte eigentlich die Korruption in der Politik sein, aber auch hier kann der MsM sogar die offensichtlichsten Betrügereien nicht erkennen. Es ist z.B. tatsächlich tief im Volksbewusstsein verankert, dass wir in einer Demokratie leben.
Ein anderer Mythos ist die Freie Marktwirtschaft in einem kapitalistischen System. Obwohl diese beiden Begriffe konträr zueinander stehen, wird zumindest im englischen Sprachraum so getan, als ob Kapitalismus identisch mit Freier Marktwirtschaft wäre. In Wahrheit behindern die übermäßigen Kapitalansammlungen den freien Handel überall. Weitere Mythen, an die besonders der MsM2 gerne glaubt:
Der MsM muss oft noch die ganz einfachen Basiswahrheiten lernen, z.B. dass nicht in jeder Packung das drin ist, was drauf steht. Das gilt ganz besonders für alle großen Organisationen und ihre Programme. Niemand ist weiter vom Ziel einer allgemeinen Gesundheit entfernt als die WHO, nichts ist unsozialer als Sozialismus. Der konservative MsM1 hat dies jetzt als Erster zu durchschauen begonnen, aber nur deshalb, weil all diese Organisationen atheistisch orientiert sind und er ihnen genau deshalb nicht trauen will. Früher, als die führenden Mächte alle noch die Maske der Religion trugen, war auch der MsM1 blind autoritätsgläubig gewesen. Erst seit der Atheismus alle öffentlichen Institutionen übernommen hat, hat er zu zweifeln begonnen, ob all das wirklich zu seinen Gunsten eingerichtet werde. Der Grund, warum der MsM2 den offiziellen Institutionen jetzt so fanatisch und leichtgläubig folgt, ist ganz derselbe, nur eben vom anderen, dem atheistischen Standpunkt aus gesehen. Der progressive MsM2 glaubt dem Staat und seinen Institutionen gerade deshalb, weil alle Religiosität abgestreift worden ist und sich angeblich alles auf Gesetz und Naturwissenschaft stützt. Wie dieses Gesetz und die Naturwissenschaft unterwandert werden, muss ihm erst noch gezeigt werden. Er will es nicht gerne wahrhaben, wie korrupt seine geliebten laizistischen Institutionen sind, weil er sich all zu sehr mit ihnen identifiziert, und zwar immer in einem Oppositionsgefühl zum konservativen, kirchlich-christlichen MsM1. Aufgrund desselben Oppositionsgefühles war der linke, progressive MsM2 vor noch nicht gar so langer Zeit, in den 70er Jahren, derjenige gewesen, der ein wenig gegenüber des Machtsystems aufgewacht war. Eben weil er der Kirche und dem konservativen Lebensstil feindlich gegenüberstand, vertraute er auch nicht den althergebrachten Institutionen - was ihm dabei half, deren Mängel erkennen zu können. Jetzt, da der Atheismus überwiegt, ist er hingegen selbstzufrieden eingeschlafen und stört sich nur noch an regressiven Strömungen, welche ihm seine vermeintlich so wertvollen Errungenschaften der Moderne wieder stehlen wollen. Hierbei entwickelt er genau denselben Fanatismus wie früher die Kirchengläubigen, und ist zu allem Unrecht bereit, wie einst die Inquisition. Eine Möglichkeit, um beide Parteien zu vereinen, wäre jene, MsM1 und MsM2, mit der Realität von Verbrechen zu konfrontieren, die jenseits aller politischen Diskussion liegen. Es ist vorstellbar, dass dadurch, zumindest temporär, die beiden Lager zu einer konstruktiven Zusammenarbeit gebracht werden könnten. Besonders der MsM2 würden dadurch zutiefst schockiert werden. Sein gesamtes bisheriges Weltbild würde einstürzen. Einige würden die Illusion aber trotzdem nicht aufgeben wollen - was sie leider zu totalem Irrsinn verurteilen würde. Große Mengen würden jedoch einem erneuerten Konservatismus folgen. Man darf bei solchen Betrachtungen über ideologische Unterschiede nie vergessen, wie wenige eigentlich die tatsächlichen Atheisten sind. Ein echter Atheist zu sein ist nämlich eine extrem schwer zu vollbringende intellektuelle Anstrengung! Kein MsM kann wahrhaft echter Atheist sein, weil dazu eine extrem starke Persönlichkeit gehören würde. Der Mainstream-Atheist ersetzt nur den Vatergott des Mainstream-Gläubigen durch Naturwissenschaft und Staat. Dieser Übergang kann aber nur deshalb geschehen, weil in Wahrheit beide MsM am Christentum als wirklicher Tatsache vorbeigehen. Auch der konservative MsM ist nicht wirklich Christ, er nennt sich nur so. Auch er ist im Grunde ungläubig, nur nennt er seine spezielle Form des Atheismus eben Christentum, weil er sowohl eine starke Sympathie für die Figur Jesu Christi als auch für alle Traditionen der christlichen Kultur in sich spürt. Der progressive MsM, der diese Sympathie nicht teilt, erkennt diesen Mangel an authentischer Religiosität instinktiv und schließt daraus rebellisch, dass das gesamte Christentum nur eine Schimäre sei. Dabei schließt er die Idee des Schöpfergottes nicht immer ganz aus, will ihn aber unbedingt als unerkennbar und substanzlos wissen. Maximal kann er ihn als eine höhere Frequenz ertragen oder als ethisches Prinzip. Alles traditionell überlieferte geistige Wissen ist für ihn nur ein Kindermärchen. Der konservative und der progressive MsM sind sich in ihrer religiösen Oberflächlichkeit gar nicht unähnlich. Trotzdem ist es wichtig, dass der traditionelle Christ weiterbesteht, solange bis ein tiefgründigeres Christentum ein größere Verbreitung gefunden hat. Man kann währenddessen den konservativen Christen leider nicht davon erlösen, pausenlos durch den atheistisch orientierten Progressiven angezweifelt zu werden. Ebenso kann man es dem progressiven Atheisten nicht ersparen, dass es Menschen gibt, die an den biblischen Gott glauben. Dieser Kampf muss also weiterhin bestehen bleiben. Es geht also primär darum, auf kulturellem Wege zu erreichen, dass zumindest die aller fundamentalsten Regeln des vernünftigen Denkens und selbstständigen Beobachtens von beiden Gruppen eingehalten und respektiert werden, und zwar nicht nur unter den Extrembedingungen einer öffentlichen Diskussion, sondern aus freiwilliger, persönlicher Gewohnheit heraus, genauso wie es die körperliche Reinlichkeit sein sollte. Potenziell wären die Menschen dazu in der Lage, leider halten sie sich oft nicht daran, sobald sie eine Möglichkeit sehen, der Bequemlichkeit nachzugeben, nicht für das eigene Leben verantwortlich sein zu müssen. Jeder müsste also seinen eigenen gesunden Menschenverstand benutzen lernen, kombiniert mit einem gewissen Glauben an den Wert der Wahrheit, egal ob man letzterer einen moralisch-religiösen oder nur philosophisch-wissenschaftlichen Wert beimessen möchte. Eigendenken und Grundvertrauen ins Gute - das könnte den MsM letztendlich befreien. |