Ein Dorf kann als menschlich bezeichnet werden, wenn sein Lebensstil die Vorstellungen seiner Bewohner widerspiegelt. Die Einzelheiten eines solchen spezifischen Lebensstils müssen das Ergebnis einer sozialen Übereinkunft sein. Die Bewohner eines Dorfes müssen daher eine Art Prozess entwickeln, der in der Lage ist, allgemein akzeptierte Meinungen hervorzubringen, die ihr soziales Leben regeln. Dieses Bemühen um die Erschaffung und Aufrechterhaltung einer sozialen Struktur, welche die Vorstellungen ihrer Mitglieder bestmöglich widerspiegelt, ist das, was idealerweise unser rechtliches und politisches Leben ausmachen sollte. Ein solches Ideal einer gerechten Gesellschaft, welche die Gedanken, die Gefühle und den Willen aller ihrer Bewohner gleichermaßen respektiert, ist kaum irgendwo auf der Welt zu finden - aber jedes Mal, wenn sich einige Menschen zu einer Gesellschaft zusammenschließen, haben wir eine neue Chance, uns diesem Ideal anzunähern. Gegenwärtig können wir eine wachsende Tendenz beobachten, dass die Menschen aus den großen Städten wegziehen und kleinere Gemeinschaften bilden, vorzugsweise auf dem Lande. Diese kleineren Gemeinschaften sind die neuen Dörfer, die Dörfer der Zukunft, die in der Regel von Menschen errichtet werden, die sich der früheren sozialen Experimente bewusst sind und jetzt versuchen, es besser zu machen als jene.
Unser Netzwerk der Human-Villages versteht sich als bloßer Beobachter solcher Bemühungen, ohne die Absicht, sich in das, sich lokal entwickelnde, soziale Leben einzumischen. Das Netzwerk der Human-Villages wird daher niemals als politische Organisation auftreten, die versucht, den Mitgliedern des Netzwerks ihre eigenen Vorstellungen vom sozialen Leben aufzuzwingen. Aus diesem Grund ist unser Netzwerk als kultureller Verein entstanden, dessen Ziel es ist, neue Dörfer und neue Formen des Zusammenlebens in ihren eigenen Bestrebungen zu unterstützen. Wir versuchen, jeder einzelnen Gemeinde bei der Verwirklichung ihrer eigenen Ziele zu helfen, indem wir kulturelle Veranstaltungen organisieren, welche die Möglichkeit zum freien Austausch von Ideen und Erfahrungen bieten. Bei unseren Veranstaltungen können kreative und innovative Einzelpersonen, Vereinigungen und Privatunternehmen aus der ganzen Welt ihre eigenen Projekte, Dienstleistungen und Produkte einer Gruppe von Gleichgesinnten vorstellen. Die höchsten Ideale solcher Kulturveranstaltungen sind die gegenseitige Inspiration und der Aufbau menschlicher Beziehungen, die auf dem tiefen Gefühl einer kosmopolitischen Bruderschaft von Menschen beruhen, die sich gemeinsam um die Schaffung besserer, menschlich orientierter Gesellschaften bemühen. In einem solchen Umfeld, in dem der freie Gedankenaustausch stets erlaubt ist und das Recht des Einzelnen, sein Leben im Einklang mit der Natur und der Gesellschaft selbst zu gestalten, stets respektiert wird, kann auch das Wirtschaftsleben aufhören, ein Schlachtfeld des Wettbewerbs zu sein, und sich zu einer rationalen Zusammenarbeit zwischen Menschen entwickeln, die einander eher als Brüder und Schwestern denn als Konkurrenten betrachten. Aus einem solchen Geist der Brüderlichkeit entstehen die Ideen der Genossenschaft und der assoziativen Wirtschaft, wobei "genossenschaftlich" die Zusammenarbeit zwischen den Erzeugern selbst und "assoziativ" die Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Verbrauchern bezeichnet. Viele neue Dörfer streben bereits in diese Richtung und versuchen, diese Ideen innerhalb der begrenzten Dimension ihrer kleinen Gemeinschaft umzusetzen. Obwohl viele dieser Bemühungen bereits sehr erfolgreich sind, stoßen sie alle auf das Hindernis einer globalisierten Wirtschaft, die nur auf die Aufrechterhaltung des großen Kapitals ausgerichtet ist und keineswegs auf die wirklichen Bedürfnisse der Menschen. Lokale Produzenten und Dienstleister haben große Schwierigkeiten, mit diesen globalisierten Produkten und Dienstleistungen zu konkurrieren, die nur auf Profit ausgerichtet, und sehr oft nicht nur nutzlos, sondern auch schädlich für die physische Gesundheit und das psychische Wohlbefinden sind. Der Kampf zwischen einer neuen, auf den Menschen ausgerichteten Wirtschaft und der bestehenden, dominierenden, profitorientierten Wirtschaft scheint oft aussichtslos, weil der Größenunterschied unermeßlich ist. Deshalb will unser Netzwerk der Human-Villages genau an diesem Punkt ansetzen. Wir sind gerade dabei, eine europäische Genossenschaft aufzubauen, in der alle juristischen Personen, die dies wünschen, auf europäischer Ebene wie ein großes Privatunternehmen zusammenarbeiten können. Obwohl diese Genossenschaft notwendigerweise auf den europäischen Markt beschränkt ist, werden andere Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit ständig weiterentwickelt. Die Europäische Genossenschaft möchte all ihren Mitgliedern eine Struktur bieten, die den Austausch von Produkten und Dienstleistungen im Geiste einer freundschaftlichen und brüderlichen Zusammenarbeit ermöglicht. Für den Austausch von Produkten und Dienstleistungen, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht, ist es nicht erforderlich, dass wir in allen Punkten einer Meinung sind. Wir können die Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung auch dann anerkennen, wenn wir nicht die gleichen Präferenzen hinsichtlich unseres Lebensstils haben. Deshalb wird das wirtschaftliche Netzwerk der “Human-Villages" als eine von unserem ursprünglichen, kulturellen Verein völlig unabhängige Organisation gegründet. Ähnlich wie die kulturelle Vereinigung mischt sich auch die Genossenschaft nicht in das soziale Leben der einzelnen Dörfer ein, die sich für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit entschieden haben. Die Genossenschaft bietet lediglich eine internationale Struktur, die es uns ermöglicht, den Umfang unserer wirtschaftlichen Interaktionen zu erweitern und uns wettbewerbsfähiger zu machen - nicht untereinander, sondern gegenüber der nicht am Menschen orientierten, globalisierten Wirtschaft.
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